Oktober 2021

31.10.2021

Um 7:30 Uhr treffe ich im Krankenhaus bei Irina im Zimmer ein und die Ärztin kommt dazu. Wie zu erwarten war, kam es zu keinem erneuten Krampfanfall und es bleibt weiter unklar was der Auslöser war. Aus medizinischer Sicht konnten alle gravierenden Dinge, wie Probleme mit Blinddarm oder Niere, ausgeschlossen werden. So konnte ich Irina mit nachhause nehmen und wir haken diesen Notfall ab unter: gravierende Nebenbaustelle der schweren Grunderkrankung. Wir kucken nach vorne auf das Ziel. Wir genießen die Heimfahrt und bestaunen die farbenfrohe Herbst Landschaft im Sonnenlicht. Danke für eure Gebete!

30.10.2021

17:30: Irina bricht bei meinen Eltern mit Magenkrämpfen zusammen. Sie wurde mit dem Notarzt ins Tutzinger Krankenhaus gefahren, Lage aktuell unklar, massive Schmerzen lassen nicht nach. Bitte betet für uns, ich bin mit in die Notaufnahme gefahren, Naomi ist bei meiner Mutter.

21:30 Uhr: Ich verlasse das Krankenhaus und Irina bleibt eine Nacht zur Überwachung auf Station. Was war geschehen?

17:30 Uhr: Nach länger anhaltendem Bauchkrampf und massiven Schmerzen, verständigen wir den Notruf. Der Notarzt und ich versorgten Irina in der weiter anhaltenden Krampfphase. Ein Problem, Irinas zerstochene Venen. Mit einer „Kindernadel“ schafft der Arzt einen Zugang an ihrer Hand zu legen. Ich stütze und fixiere Irina dabei. Mehrere Notfallmedikamente bringen bis zum Eintreffen des Rettungswagens erstmal nichts und Irina krampft ca. 45 Minuten unter massiven Schmerzen. Dann kommt endlich der Rettungswagen und transportiert sie ab. Im Krankenhaus werden weiter Zugänge gelegt, da die Schmerzen nicht nachlassen. Nebenbei werden mehrere Bauchuntersuchungen gemacht und ich darf/muss dazukommen. Die Ärzte brauchen Infos und je mehr Medikamente in Irina reingehen, umso weniger Worte kommen aus ihr raus. Ich beginne histologisch, wie der Arzt sagen würde und die Augen der Ärzte werden bei jeder Info immer größer. Ich hasse den Moment wenn mich die Augen mit Entsetzen und Mitleid anblicken, aber die Ärzte wechseln schnell in den Profimodus. Gegen 19:30 Uhr lassen die Schmerzen das erste mal nach. Die Ärzte finden abschließend keine Ursache. “Gute Nachrichten“. Wir einigen uns darauf, dass Irina eine Nacht auf der Station bleibt zur Sicherheit und Überwachung. Irina ist müde, aber ihr geht es gut und wir verabschieden uns. Hierbei erinnern wir uns an einen Vers den wir vor kurzem in der Bibel gelesen haben:

“Wenn wir aber Kinder sind, so sind wir auch Erben, nämlich Erben Gottes und Miterben des Christus; wenn wir wirklich mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm verherrlicht werden.“
Römer 8, 17

Dies ist das Wort das uns in dieser Situation getragen hat. Gott ist gut. Danke für eure Gebete.

28.10.2021

Die ersten Tage daheim und Irinas Zustand ist weiter stabil. Ein zwei Arztbesuche und ein Ausflug ins Café MAK waren die Highlights. Dazu war heute Logo und neben selbstgebackenen Lebkuchen, brachte sie Lob für Irinas Eisernheit mit. Ihrer Einschätzung nach ist Irinas Zustand sogar besser als vorher. Darüber sind wir sehr dankbar und in dieser Haltung bleiben wir im Gebet.

Heute jährt sich zudem zum 10. mal der Augsburger Polizisten Mord an Matthias Vieth und ich möchte hiermit daran gedenken. Damals erschoss ein Brüderpaar den Kollegen, nach einer Verfolgungsfahrt, wobei er starb und die Kollegin verletzt überlebte. Ich wurde damals mit meinen Kollegen des Unterstützungskommandos Dachau in den frühen Morgenstunden des 28.10.2011 aus dem Bett alarmiert. Wir waren mit den Kollegen des SEK damals am Tatort im Siebentischwald und durchsuchten diesen nach den beiden Mördern – erfolglos. Die Soko ermittelte die beiden Täter und sie wurden eingesperrt. Nachdem die Justiz mehrfach Hinweise bekam, dass insbesondere der Schwerkriminelle Rebarczyk, an einer Gefangenenbefreiung arbeitete, wurde unsere Einheit mit dem Gefangenentransport der beiden Mörder beauftragt. So transportierten wir die Gefangenen über Jahre unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen von ihren JVAs zum Landgericht nach Augsburg, wo sie schließlich lebenslang verurteilt wurden. 

26.10.2021

Seit 11 Uhr ist Irina entlassen und wir sind als Familie wieder zuhause vereint. Weitestgehend ist Irinas Zustand gut, sie ist fast schmerzfrei und hat aktuell keine Übelkeit mehr. Ihre Werte sind stabil geblieben und sie benötigt nur weiter noch viel Ruhe, abwechselnd mit kontrollierter und wohldosierter Bewegung. Die Einträge werden entsprechend wieder komprimierter aktualisiert. Wir versuchen auch wieder in den Alltag hineinzufinden und isolieren uns nicht. Wenn jemand sich mal melden möchte, ist das grundsätzlich kein Problem. Bitte wägt wie immer bloß etwas ab. Auch Besuche wollen wir wieder organisieren, aber mit Bedacht und Geduld. Ein großes Danke an alle die geholfen haben und auch die ihre Hilfe angeboten haben. Ein besonderer Dank geht an unsere Gemeinde, welche unermüdlich für uns betet, so wie an alle anderen Geschwister im Herrn, die sich vereint vor den Thron unseres Königs Jesus knien. Und zu guter letzt, was würden wir ohne unsere Eltern und die Familie tun, ganz besonders ohne unsere Mamas! Möge der Herr euch reich segnen und mit seiner Kraft ausstatten, damit ihr weiterhin diese Last mittragen könnt. Wir lieben euch!

25.10.2021

Irinas Mama ist heute noch da und fährt am nächsten Tag früh nachhause. Wie immer ist sie uns eine tolle Unterstützung und Naomi hat Oma schon ins Herz geschlossen. Die beiden genießen ihre Zeit, während ich nachmittags wieder in das Klinikum zu Irina fahre. Sie hat eine neue Zimmernachbarin bekommen, welche 2013 die selbe Diagnose bekam und Irinas Kampf gut nachvollziehen kann. Dass sie lebt ist ein Wunder und natürlich auch eine Ermutigung für Irina. Die guten Nachrichten heute: Irinas Übelkeit ist fast komplett weg, die Umstellung die Medikation intravenös zu verabreichen hat Wirkung gezeigt. Gleichzeitig haben sich ihre Werte stabilisiert und Sie kann morgen entlassen werden. Wir essen zusammen zu Abend und danken Gott gemeinsam in einem Gebet. Wir sind einfach dankbar für die Zeit miteinander. Danke für alle Gebete, das ist die Kraft unseres Herrn Jesus die uns trägt.

„Sorgt euch um nichts; sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden“
Philipper 4, 6

24.10.2021

Um 9:00 Uhr bewegen Oma Irina, Naomi und ich uns in die Gemeinde, während sich im Krankenhaus Irinas Frühstück und Medikamente aus ihr heraus bewegen. Wir telefonieren in einer Pause kurz, bis auf die Übelkeit, geht es ihr aber trotzdem etwas besser. Sie kann später sogar mit Unterstützung duschen und etwas laufen. Darüber sind wir sehr dankbar und wir werden später auf Besuch ins Krankenhaus fahren.

15:00 Uhr: wir konnten uns sogar vor dem Krankenhaus treffen und noch die Herbstsonne genießen. Wir genießen die kleine Familienzusammenführung v.a. dass Irina wieder Naomi und ihre Mama sehen kann. Ich bringe sie dann aufs Zimmer und Irina isst von Mama selbst gekochte Wareniki. Auch wenn die Gefahr hoch ist, dass sie nicht drin bleiben, leckeres Essen von Mama wird nicht verschmäht. Aktuell werden ihr die Medikamente wegen der Übelkeit, jetzt doch wieder über die Vene verabreicht. Sie hat leider etwas erhöhte Temperatur und es gilt abzuwarten, wie sich ihr Zustand entwickelt. Wir beten zum Abschied mal wieder zusammen und sind dankbar für diese gemeinsamen Momente.

23.10.2021

Kurz vor 10 Uhr hole ich Oma Irina vom Bahnhof ab und wir fahren in die Gemeinde, denn dort ist heute Bibeltag. Naomi ist wie immer entspannt mit dabei. Thema ist: Trost im Leid und Hoffnung im Leid – also genau unser Thema. Gegen Mittag ruft mich Irina an, dass es ihr wieder schlechter geht. Aber heute fahre ich zu ihr rein und bin einfach da. Sie leidet enorm, döst immer wieder weg und der Anblick ist wie immer sehr schmerzhaft für mich. Die Übelkeit macht sie fertig, sie kriegt nur ein bisschen Obst rein, das ich ihr mitgebracht habe und das Abendessen bleibt leider stehen. Zwischendrin ein kurzer Lichtblick und wir können uns bisschen unterhalten. Es geht auch um den Tod. Wir reden über das Sterben und Irinas Überlebenskampf. Es geht um das Brot des Lebens, den Weg, die Wahrheit, die Auferstehung und das Licht, alles wovon der Herr Jesus sagt, das bin ich. Er sagt, ich bin der Hirte und ich denke an Psalm 23:

“und ob ich schon wanderte im finsteren Todestal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir“

Du bist in einem Todestal, sage ich zu ihr und Gott ist bei dir, worauf sie sagt: das ist schön und das kann ich mir einfach merken. Frieden breitet sich aus und wir umarmen uns. Mir fällt unser Trauvers ein:

„Über all das zieht an das Band der Liebe, dass da ist, das Band der Vollkommenheit“
Kolosser 3, 14

Und wir sind uns einig, ja so ist unser Gott, er liebt uns und wir sind dankbar füreinander. Ich bete zum Abschied und wir verabschieden uns. Ein extrem intensiver Tag geht zu Ende, Irina kämpft, lasst uns einfach weiter beten.

22.10.2021

Nach wie vor geht es Irina gar nicht gut. Wir schaffen es einmal kurz zu telefonieren, aber sie ist einfach zu schwach. Sie kann immer noch nichts essen, auch wenn die Übelkeit etwas abgenommen hat. Heute kann ich sie leider nicht besuchen, ihr ist alles zu anstrengend und die Nachbar-Patientin hat heute auch Besuch da. Es fällt mir schwer nicht hinzufahren, sie nicht zu sehen und ihr nicht vor Ort beistehen zu können. Lasst uns bitte weiter beten.

16:00 Uhr ich besuche eine befreundete Familie aus der Gemeinde und da noch eine Mama mit Baby kam, gab es eine nette Krabbel-Runde für Naomi und Co. Plötzlich klingelte mein Handy und Irina meldete sich. Ich war so erleichtert ihre Stimme zu hören und sie hörte sich gut an. Gott sei Dank, sie konnte seit 2 Tagen dass erste mal wieder etwas essen und ihr ging es nun zum ersten Mal wieder etwas besser. Danke für eure Gebete! Morgen kommt die Schwiegermutter für ein paar Tage und unterstützt mich und ich werde ins Krankenhaus zu Irina fahren.

21.10.2021

Leider endete der gestrige Tag nicht ganz so freudig wie wir es uns erhofft hatten, denn Irina musste sich abends mehrfach übergeben und kann nichts essen. Ihre Nacht verlief leider entsprechend und heute Morgen setzte sich die massive Übelkeit leider fort. Wir konnten nur kurz telefonieren, sie kann weiter nichts essen und hat noch starke Schmerzen am Kopf. Leider konnte ich bisher mit keinem Arzt reden und es bleibt unklar woher die ganzen Symptome genau kommen. Später kommt meine Mutter wieder und ich werde eine Runde joggen mit einem befreundeten Arbeitskollegen. Aktuell heißt es kühlen Kopf bewahren und beten. Später komm ich evtl. ins Krankenhaus und bekomme neue Infos.

18:00 Uhr: ich konnte Irina am Nachmittag besuchen, meine Mutter kümmerte sich um Naomi. Leider plagt sie weiter eine starke Übelkeit und das Essen will noch nicht drin bleiben. Auch wenn sie mal wieder unter Schmerzen leidet, überwiegt doch die Freude, dass bei der Op alles gut gegangen ist. Wir hoffen weiter, dass die Übelkeit nachlässt und voraussichtlich kann sie Anfang nächster Woche entlassen werden. Danke für eure Gebete!

20.10.2021

Tag der Op.

07:00 Uhr: Naomi und ich haben gut geschlafen, Irina so lala, dafür ist ihr heute nicht übel. Ich bekomme einige Gebetszusagen und ermutigende Worte gesendet. Vielen Dank!

„Die auf den Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft“
Jesaja 40, 31

Um 10:00 Uhr trudelt meine Mutter ein, um mit Naomi ein bisschen Omazeit zu haben und mich damit natürlich zu unterstützen.

Noch ein kleines Ps zu gestern: auf dem Weg ins Klinikum rief mich eine unbekannte Nummer an. Am Apparat war „Doc“ unser obdachloser Freund. Aufmerksame Leser wissen wen ich meine 😉 er erkundigte sich nach Irinas Zustand und wünschte uns dann alles gute für die Op. Er äußerte auf Nachfrage bescheiden wie immer, dass er nix bräuchte und dass es ihm gut geht. Wir sind gespannt wie die Geschichte weitergeht und beten weiter für ihn.

10:15 Uhr Irina wird zur Narkose abgeholt und scheinbar wird die Op etwas vorgezogen. Sie war etwas nervös, lasst uns beten.

15:00 Uhr es gibt aktuell keine neuen Informationen. Die Station konnte mir nicht weiterhelfen und ich schreibe hier sobald ich was weiß.

17:45 Uhr durchatmen, Irina ist wohlauf zurück auf Station. Operation ist gut verlaufen und Irina ist wach und ansprechbar. Danke Herr Jesus für deine erneute Bewahrung, danke für eure Gebete!

Unsere Freunde aus Uganda aus unserem alten Hauskreis melden sich mit Gebetsunterstützung und einer Nachricht. Sie ist Ärztin und hat bei einer Gehirntumor-Op assistiert. Der Patient hat die selbe Diagnose wie Irina und sie teilt ihm den Link von unserem Blog. Ich möchte ein paar Zeilen an dich richten:

Lieber Unbekannter, es gibt ein Licht am Ende des Tunnels, welches ewiges Leben verspricht: Jesus Christus. Du suchst vielleicht nach Antworten, glaube an Ihn, Er hat ewiges Heil für dich. Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater als durch Ihn.

„Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden.“
Jesaja 53, 4-5

19.10.2021

Einweisung ins Klinikum. Um 11 Uhr kommen wir auf Station an und beziehen das Zimmer. Es geht gleich los mit EKG, Blut abnehmen, Aufklärungsgespräch mit den operierenden Ärzten und das Narkosegespräch. Um 15 Uhr ist erstmal alles rum und wir gönnen uns eine heiße Schokolade im Klinik-Café. Eine erstaunliche Routine hat sich eingespielt. Bis 18 Uhr nutzen wir die Zeit noch mit Naomi zum Spielen und wir verabschieden uns danach mal wieder. Es ist wie immer ein mulmiges Gefühl, aber der Friede Gottes wohnt tief in unserem Herzen und überwiegt. Der OP-Termin ist morgen auf 11:15 Uhr angesetzt, gegen Abend sollte Irina wieder auf Station sein und ich werde hier entsprechend schreiben. Danke für eure Anteilnahme und Gebete.

17.-18.10.2021

Am Sonntag kommen meine Eltern auf Besuch und bringen, neben frischem, auch wieder vorgekochtes Essen zum Einfrieren mit. Ich besorge nachmittags Krapfen und wir genießen den Tag. Am Montag ist dann mit Abstand einer der stressigsten Tage überhaupt und das nur aus einem Grund: Corona-Regeln.

Ich wollte es nie thematisieren hier, aber ich komme gar nicht drum herum. Seitdem Tests kostenpflichtig sind, offenbart sich, dass diese „Strategie“ überhaupt nicht praktikabel ist, ob geimpft oder nicht. Keiner weiß wie es laufen soll, aber es muss laufen! Ich versuche es mal so wertfrei wie möglich zu beschreiben und jeder darf selber über die Sinnhaftigkeit nachdenken. Das Klinikum zeigt sich hier von einer Seite die wir nicht nachvollziehen können. Trotz schwerer Erkrankung, die eine Impfung ausschließt, muss Irina zu ihrem OP-Termin getestet erscheinen, weil dort die 3G-Regel gilt. Eine Testung im Klinikum wird ausgeschlossen und das obwohl sie einen Tag vorher eingewiesen wird wegen Voruntersuchungen. Begründung: da sie nicht geimpft ist, könnte sie ja den Keim mit rein bringen. Man müsste sie so isolieren bis das Testergebnis da ist und das ist zu viel Aufwand. Ich beschreibe jetzt den Aufwand den wir deshalb betreiben durften. Ich war nämlich seitdem an drei verschiedenen Teststationen, einer privaten, einer Apotheke und einer staatlichen, um immer wieder eine andere Aussage zu bekommen. Erst hieß es, es reicht ein Attest für Irina, dass sie nicht geimpft werden kann, damit sie kostenlos getestet werden kann. Dann las ich nach, dass ein Patient der geplant in ein Krankenhaus muss, sich plötzlich grundsätzlich nicht von den Kosten für einen Test befreien lassen kann. Dann wurde das Krankenhaus generell ausgenommen, wonach dann gar nichts mehr klar war. Die Teststation (privat) sicherte mir dann zu, dass es bei ihnen gehe, dass Irina und sogar auch ich mich kostenfrei testen lassen können, da ich Irina 24/7 privat pflege, dafür musste ich natürlich sämtliche Nachweise vorzeigen. Als wir das taten, wurden wir vor Ort vertröstet, da sich die Regeln wieder geändert haben und weder Apotheken noch private Teststationen kostenlos testen dürfen. Nur noch staatliche Teststationen dürfen kostenlos testen. Mittlerweile war die Homepage der Stadt Augsburg mit den Regeln abgestürzt und es kam das Wochenende. Wir suchten am Samstag eine staatliche Teststation auf, da am Wochenende die Corona-Hotline uns nicht weiterhelfen konnte. Aber auch dort wurden wir vertröstet, denn aus Abrechnungsgründen würden kostenfreie Tests nur noch an einem einzigen Standort angeboten und der war nicht hier. Am Montag war ich also dann eine Stunde in der Warteschleife um mir die aktuelle Regelung und den Ablauf erklären zu lassen. Denn mittlerweile funktionierte die Homepage der Stadt wieder, aus der hervorging, dass jetzt Krankenhäuser doch wieder mit aufgenommen wurden und weder Patient noch Besucher für einen Coronatest etwas zahlen müssten. Dafür müsste man jetzt allerdings nachweisen, dass man tatsächlich dort hin geht. So organisierte ich also eine Terminbestätigung für Irinas Operation, was die Sekretärin vom Klinikum quittierte mit: wann hört dieser Wahnsinn endlich auf. Jetzt die letzte Hürde die uns traf, wir durften an der Teststation, zu der wir durch halb Augsburg gondeln müssen, nicht ohne Termin erscheinen. Ich bekam zwar viel Mitleid für unsere Situation, aber wir mussten einen Termin buchen. Mir blieb nichts anderes übrig dafür zu beten, dass dann weder das Kind Hunger hat oder schlafen muss, noch dass Irina eine Schwächephase hat, damit wir den Termin auch wahrnehmen können. Dazu kam dann an diesem Montag noch, dass Irina noch zum Zahnarzt musste und wir wieder pünktlich zuhause sein mussten, da unsere Haushaltshilfe nachmittags kam. Ganz nebenbei musste ich noch bei der Onkologie den Einweisungsschein fürs Klinikum abholen. Lassen wir abschließend den Münchener Merkur zur Lage etwas sagen: Merkur-Artikel

Ein traumhafter Tag, aber am Ende haben wir alles geschafft und zwei Personen hatten die Ruhe weg: Irina und Naomi. Trotzdem ganzen Stress behielten sie die Ruhe und waren so für mich der perfekte Gegenpol, während meine Geduld wirklich ad absurdum geprüft wurde.

Wenigstens endete der Tag mit einem schönen Besuch von Irinas guter Freundin und wir machten uns leckeres Abendessen. Und morgen mal wieder Krankenhaus. Wir beteten noch wie immer vor dem Schlafengehen für Gottes Bewahrung und bedankten uns für Seine Kraft, solche Tage überstehen zu können.

15.-16.10.2021

Gute Neuigkeiten, Naomi schläft wieder durch und die Eltern somit auch wieder besser! Der Freitag startet dann für mich mit einem langen Telefonat mit Johann von der CPV. Dieses Telefonat war wie immer sehr hilfreich und gab mir neue Impulse für den Umgang mit unserer Situation. Der Rest-Tag wird dann mit Abstand einer der schönsten Tage seit langem für uns als Familie. Wir hatten immer davon geträumt und heute setzten wir es um: ein gemeinsamer Ausflug mit Naomi in den Augsburger Zoo! Für mich tatsächlich auch das erste mal und wir haben eine Menge Spaß, dazu ist es ein wunderschöner sonniger Herbsttag. Am Abend bekommen wir dann Besuch von einer guten Freundin, sie ist Physiotherapeutin und ich erwähne es nicht ohne Grund. Leider plagten Irina seit einer Woche muskuläre Probleme im Oberschenkel die sich mittlerweile in ziemliche Schmerzen ausweiteten. Sie macht mit Irina ein paar Dehnübungen und wir nutzen die Black-Roll von unserem Nachbarn. Dazu massiert sie die Stellen durch und bemerkt, dass alles extrem überreizt ist. Trotzdem genießen wir den Abend, sie erzählt von ihrem Urlaub und wir von unserem Zoo-Eindrücken.

Der Samstag versetzt mich dann das erste mal seit langem wieder gedanklich zurück in den August. Irina kommt kaum aus dem Bett und schläft bis nachmittags. Dieses Up and down hat uns im August ziemlich fertig gemacht und ich spüre, dass alte Erinnerungen mich triggern. Wir schaffen am späten Nachmittag zwar noch einen Spaziergang und ich massiere am Abend die Oberschenkel. Aber neben einer starken Appetitlosigkeit, überfällt Irina wieder diese Schwäche und sie geht um 19:00 Uhr ins Bett. Am Mittwoch soll sie operiert werden, ich bete, dass sie auch noch weiterhin die körperliche Kraft dafür bekommt. Unser Tagesvers baut mich auf:

“Erinnert euch an den langen Weg, den der Herr, euer Gott, euch bisher geführt hat. Daran könnt ihr erkennen, dass der Herr, euer Gott, es gut mit euch meint. Er erzieht euch wie ein Vater seine Kinder“
5. Mose 8, 2+5

13.-14.10.2021

Die Nacht auf Mittwoch schlafe ich keine 2 Stunden, die Rotznase von Naomi macht uns zu schaffen. Eigentlich wollte ich vormittags mal wieder mit Bruder Johann telefonieren, aber ich hole dann doch lieber den Schlaf nach. Am Mittag kommt unsere Logopädin, vorerst mal wieder das letzte mal wegen der OP (nächste Woche am 20.10.). Sie bringt uns lecker selbstgemachte Spätzle mit und ich besorge noch den Käse zum überbacken, einfach Hammer! Irinas Mama reist mal wieder mit dem Zug an und ich hole sie gleich mit ab. Die Abwechslung der Omas zur Unterstützung funktioniert super und die Damen verbringen zu dritt den Nachmittag zuhause. Ich nutze die Zeit mal Kontakte zu pflegen und besuche meinen Freund vom Café MAK. Er war länger in Tansania und wir haben uns immer nur kurz gesehen. Nach einem Plausch mit lecker Cappuccino, besuche ich meine Schicht auf der Arbeit. Tut gut sich mal wieder zu sehen, ich bin ja seit Januar in Elternzeit und manche Kollegen habe ich seither auch nicht mehr sehen können. Außerdem gab’s ein leckeres Stück Apfelkuchen, danke Flo dass du es mir übrig gelassen hast 😉 abends schaffe ich es mal wieder in die Gebets- und Bibelstunde unserer Gemeinde. Die Gemeinschaft tut gut und ich genieße die Zeit. Die Nacht wird dann leider wieder schlaflos und am nächsten Tag muss ich leider einen geplanten Lauf mit meinem befreundeten Kollegen absagen. Ärgerlich, aber die Schwiegermama ist genau für solche Fälle da und übernimmt Naomi, so dass ich nochmal Schlaf nachholen kann. Auch Irina macht das zu schaffen und der restliche Tag findet fast ausschließlich auf der Couch statt. Zwischendrin verabschieden wir Oma und ich bringe sie zum Bahnhof. Sie kommt kurz nach der OP wieder, die nun immer näher rückt. Nochmal für die, die es überlesen haben, es wird eine künstliche Schädeldecke eingesetzt. Laut Ärzten eigentlich ein unbedenklicher Routine-Eingriff, aber es ist dann auch die 7. OP am Kopf und daher nicht ganz ohne Risiko.

10.-12.10.2021

Nach wie vor sind die Nächte mit Naomi etwas unruhiger und kürzer für mich. Sie schläft weiterhin gut, schafft es aber mich kontinuierlich am schlafen zu hindern. Dazu kommt ihre erste Rotznase, einfach traumhaft! Auch Irina schläft kaum, wahrscheinlich wegen einer Medikamenten-Umstellung gegen ihre Übelkeit. Dafür dürfen wir uns tagsüber wieder über Entlastung von meiner Mutter freuen und sie bringt frische Schupfnudeln mit Sauerkraut mit, sehr lecker! Sie bringt auch einen Laufstall für Naomi mit, der wird so langsam auch nötig, denn sie wird immer quirliger. Leider können wir noch nicht wieder regelmäßig in den Gottesdienst gehen und wir vermissen die Gemeinschaft. Die nächsten Tage verbringen wir oft an der frischen Luft, abgewechselt mit kleinen Regenerations-Schläfchen. Dienstag dann mal wieder ein Routine Arzt-Termin und unsere Haushaltshilfe kommt nachmittags. Irina ist so fit, dass sie gemeinsam mal kleine „Staubecken“ angehen. Wer hätte gedacht, dass ihr das jemals so viel Freude bereiten würde, aber jede zurückgewonnene Selbstständigkeit weiß Irina gerade sehr zu schätzen. Sie schafft es sogar ein längeres Telefonat mit einer sehr guten Freundin zu führen. Ganz besonders haben wir uns dann noch über eine Grußkarte von Johann und seiner Frau gefreut, die mit Geschwistern der CPV auf Borkum waren und für uns beten. Vielen Dank!

07.-09.10.2021

Am 7. ist wie gewohnt Logopädie-Stunde und meine Mutter kommt mittags. Sie entlastet uns, so dass ich mal entspannen kann und ich vereinbare ein Treffen mit einem gut befreundeten Kollegen. Wir genießen den Nachmittag in seinem Elternhaus und zwar in der Sauna. Er ist auch frischer Papa und baut, die Erholung tut uns beiden gut. Als ich abends zurückkomme, liegt Irina erschöpft im Bett, aber glücklich. Sie war mit meiner Mum und Naomi in der Stadt spazieren und sie gingen auf dem Heimweg in ein Kleidungsgeschäft, wo sie schon lange mal rein wollte. Sie sucht sich ein Oberteil und mir ein T-Shirt aus, Mama bezahlt, unsere nachträglichen Geburtstagsgeschenke. Diese einkehrende Normalität tut uns gut und erstaunt uns auch. Dennoch wird der Freitag ein kompletter Regenerationstag. Die Bewegung und Aktivität ist enorm wichtig für Irina, aber auch die Erholung. Leider fesselt sie die Schwäche noch öfter recht lange ans Bett. Abends gönnen wir uns mal Burger, sehr lecker. Am 9.10. wollen wir wieder mehr Bewegung einbauen, aber Naomi entscheidet den Nachmittag durchzuschlafen. So wird es nur ein kurzer Einkaufsbummel in den russischen Mix-Markt. Wir füllen spezielle Süßigkeiten auf, da nächste Woche zwei Tage Irinas Mama wieder da ist. Leider ist Naomi abends sehr unruhig, Zähne oder doch der Grießbrei? Die Nacht war auf jeden Fall kurz. Unsere Versorgungspläne, die durch unsere Eltern umgesetzt werden, mit tiefgefrorenen Vorräten ansammeln, gehen gut auf. Ein großer Stressfaktor fällt ab und so freuen wir uns schon wieder auf den nächsten Tag, wenn meine Mutter wieder kommt.

04.-06.10.2021

Die Woche beginnt, im Gegensatz zum freudigen Wochenende, für Irina leider mit altbekannten Symptomen. Ihre Übelkeit ist stabiler geworden, aber sie hat leider wieder Schwächephasen, in denen sie dann stundenlang ausgeknocked ist. Diese Schwäche ist leider nach wie vor immer mal wieder präsent, aber immerhin ist sie nach wie vor stabil und hat keine Schmerzen. Unsere Haushaltshilfe war nach ihrem Urlaub mal wieder da und wir besprechen die Lage. Diese Unterstützung, die noch von der Stadt finanziert wird, ist sehr wichtig und wir schätzen Frau H. für ihre tolle Arbeit. Die SAPV war zum Koordinierungs-Gespräch da und wir lernen uns nochmal kennen. Aktuell sind wir kein Palliativ-Fall, worüber wir natürlich auch sehr froh sind. Leider dürfen sie uns nicht „unterstützen“, wie sie und wir gerne hätten. Aber sie sind im Hintergrund und die Gespräche sind für uns trotzdem sehr hilfreich, um die Situation auch von außenstehenden Profis bewertet zu bekommen. Die Verabschiedung ist eigentlich bezeichnend, denn der Arzt meint, als Irina zum Verabschieden vom Sofa aufstehen möchte: „Bleiben sie ruhig liegen, wir sind es eh nicht gewohnt, dass uns unsere Patienten noch im Stehen verabschieden.“ Wir schmunzeln, der Humor darf nicht verloren gehen und wir können das einordnen. Mittwochs ist wieder Logopädie und Irina ist Gott sei Dank auch fit genug. Welche Logopädin bringt dir zur Logostunde einen frischen und leckeren Eintopf mit? Ein Segen und wieder mal vorzüglich lecker, vielen Dank! Den Rest des Tages wird viel relaxed und wir arbeiten auch immer noch alte Erfahrungen auf und bald erscheint ein weiterer Beitrag darüber.

Letzte Info: der OP-Termin wurde verschoben!! Termin ist jetzt der 20.10.!!

01.-03.10.2021

Freitag ist unser erster Tag der Woche ohne Termine. Wir haben uns Erholung und Bewegung an der frischen Luft vorgenommen. Der Spätsommer-Nachmittag lud auch förmlich dazu ein und wir drehten eine Runde durch den Stadtwald. Später schafften wir sogar noch einen kleinen Einkauf, aber am Abend taten dann doch Irinas Füße etwas weh. Es ist immer noch ein schmaler Grad, die richtige Intensität an Bewegung herauszufinden. Am Abend kam dann noch eine gute Freundin auf Besuch vorbei und wir ließen den Abend gemütlich ausklingen. Mit dieser Freundin vereinbarten wir auch am nächsten Tag wieder einen Spaziergang, diesmal mit ihrem Mann und deren Kids. Wieder genießen wir frische Luft, Beziehung zu unseren Freunden und Naomi darf das erste mal auf einem Spielplatz rutschen und schaukeln; natürlich noch auf Papas Schoß. Wir tanken so Energie für die kommende Woche und haben richtig Spaß. Am Sonntag kommen Tante (meine Schwester), ihr Freund und Oma (meine Mama) vorbei. Oma hat Gerichte gekocht und eingefroren, damit wir ein paar Vorräte haben und etwas frisches gekocht und Kuchen mitgebracht. Es wird ein kulinarischer Nachmittag und nachdem der Familientross abgereist ist, wagen wir abends mal ein Experiment: Irina wird von einer guten Freundin abgeholt und sie besuchen eine andere gemeinsame Freundin. Ich packe ihre Medikamente in eine kleine Reise-Box und merke, dass ich nervöser bin als sie. Auch wenn sich alles sehr normal liest, bleibt immer übrig, dass nix normal ist. Aber diese Sorgen geben wir ab, denn abgesehen von leichter Übelkeit können wir wirklich dankbar sein, dass solche Ausflüge unter den ganzen Umständen schmerzfrei möglich sind.

Für größere Ausflüge reicht es noch nicht und so verpassten wir die Hochzeit von Irinas Cousin an diesem Wochenende. Aber das Brautpaar hat sich die Zeit genommen und uns mit einem kleinen Paket überrascht. So konnten wir aus der Entfernung doch ein bisschen teilnehmen. Vielen Dank und Gottes Segen ihr Lieben!