Dezember 2022

„Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“
Kolosser 1, 27b

31.12.2022

„Wohl dem Menschen, dessen Stärke in dir liegt,
wohl denen, in deren Herzen gebahnte Wege sind!
Wenn solche durch das Tal der Tränen gehen,
machen sie es zu lauter Quellen,
und der Frühregen bedeckt es mit Segen.“

Psalm 84, 6 u. 7

Ich kann dieses Jahr kaum in Worte abschließend zusammenfassen. Jeder wörtliche Rückblick, würde dem Gesamtmaß des Erlebten nicht Genüge tun. Gottes Wort ist da anders und deswegen möchte ich euch an den obigen beiden Versen teilhaben lassen. Diese beiden Verse bekam ich Anfang September diesen Jahres, dem Beginn der letzten Leidensphase unseres Lebens. Diese Verse waren es die uns insbesondere durch die letzte Zeit hindurchgetragen haben. Sie beschreiben, was wir erlebt, geglaubt, gehofft haben und was ich nach wie vor erlebe, glaube und hoffe. Verse die uns bereits viel länger getragen hatten, als wir sie überhaupt kannten. Ein Rückblick mit Aussicht auf Segen. Die ganze Zeit unseres Lebens über hatten wir Kraft und sind gestärkt worden, weil wir nur auf Gott vertraut haben. Wie wichtig es ist auf das eigene Herz zu achten, habe ich bereits im letzten Beitrag erwähnt. Und auch in diesen Versen ist wieder eine Betonung auf dem Herzen. Gebahnte Wege. Trotz katastrophalen Umständen und Horror-Diagnosen, keine Panik, kein Kontrollverlust, kein Blackout. Wohl denen. Es herrschte ein innerer Frieden, im äußerlich sichtbaren und realem Chaos. Es hat zu vielen Tränen geführt und wir gingen in ein unfassbar schmerzhaftes Tal der Tränen. Aber das waren keine depressiven Tränen und es war keine finstere Sackgasse. Der christliche Glaube ist etwas, was dich immer durch etwas hindurch trägt. Da mag es links und rechts finster sein, und das war es definitiv, aber solche gehen durch! Ihr durftet alle, teilweise fast live, daran teilnehmen und die meisten Menschen die ich kenne, haben mir bestätigt, dass sie ermutigt und aufgebaut wurden. Es entstand Bewunderung, Freude trotz Verzweiflung und irgendwie überwog immer das Positive. Jeder, wirklich jeder, der Irina am Sterbebett noch angetroffen hat, wurde immer mit einem herzlichen Lächeln von ihr in Empfang genommen. Sie machen es zu lauter Quellen. Wie ist so etwas möglich? Drei Monate Bettlägerigkeit, motorisch völlig eingeschränkt. Eine massiv belastende Symptomlast, Anfälle, Sprach- und Kontrollverlust. Ein rapider körperlicher Abbau mit mindestens 10 Kg Gewichtsverlust und körperlichen Dysfunktionen, mit daraus resultierendem massiv pflegerischem Aufwand. Der Tod rückte immer näher, doch unsere Herzen blieben ruhig und wir blieben gestärkt. Wie ist so etwas möglich?
Für so etwas braucht es eine übernatürliche Versorgung und die bekamen wir auch, durch unseren HERRN Jesus.

Es zeichnete sich u.a. so aus: Immer wenn ich Irina in die Augen sah, erblickte ich drei wunderbare Dinge: Sorglosigkeit, Liebe, Hoffnung.
Ein Ehepaar, dass in ihrer Beziehung völlig eingeschränkt ist, weil es kaum noch miteinander kommunizieren kann und kaum körperliche Zärtlichkeiten austauschen kann, braucht ein Band das sie unzertrennbar zusammenhält. Liebe.

„Über dies alles aber zieht die Liebe an,
die das Band der Vollkommenheit ist.“
Kolosser 3, 14 (unser Trau-Vers)

Gott ist die Liebe. Im Glauben an Christus Jesus haben wir diese Liebe in uns. Jeden Tag aufs neue waren wir überwältigt von Jesu Liebe zu uns und während Irina es mir nur noch mit ihren Augen sagen konnte, wurde ich immer mehr von ihrer Schönheit überwältigt. Meine liebe Frau, gezeichnet durch die Krankheit, entstellt durch Narben v.a. am Kopf, aber auch verteilt über den ganzen Körper und nur noch Haut und Knochen. Äußerlich war sie weit entfernt von ihrer einstigen Schönheit, dennoch wurde sie für mich täglich immer schöner und schöner. Das ist wahre Liebe, eine Schönheit von Innen. Schönheit und Liebe die wir uns in diesem Maße nie selber geben könnten und die uns eine Hoffnung auf eine viel schönere Herrlichkeit gibt. Jeden Tag erfüllte sich vor meinen Augen der Vers aus dem obigen Titelbild:

„Christus in euch
die Hoffnung der Herrlichkeit“
Kolosser 1, 27b 

Mit diesem Eintrag möchte ich dieses Jahr abschließen und nochmal allen Danke sagen, die uns auf unterschiedlichste Weise beistanden und auch für alle Anteilnahmen. Ich wünsche euch einen guten Rutsch und Gottes Segen für das kommende Jahr 2023. Und wer die Liebe Jesu kennen lernen will, dem  möchte ich zurufen:

„Lasst euch versöhnen mit Gott“

Tag der Beerdigung

„Jesus spricht zu ihr:
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt;
und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird in Ewigkeit nicht sterben.
 Glaubst du das?“

Johannes 11, 25 u. 26

Es ist der 22.12.2022, 10 Tage nach dem Heimgang von Irina. Ich verbrachte den Vorabend alleine, zuhause in unserer gemeinsamen Wohnung. Ich ging tief in mich und ließ alles nochmal auf mich wirken. Ich bin nicht alleine. In meinem Herzen regierte Frieden und Liebe. So beschloss ich am Tag der Beerdigung im Hochzeitsanzug zu erscheinen, denn meine persönliche Trauer sollte von Liebe geprägt sein. Es war eine unvergessliche Abschiedszeremonie. So viele Menschen sind gekommen, von alten Arbeitskollegen von Irina, über langjährige Freunde, hinzu den Arbeitskollegen meiner Polizeiinspektion, Verwandten und unseren Gläubigen Geschwistern. Die Abschlussandacht von Christoph brachte unser Leben im Glauben nochmal auf den Punkt. Die Lieder, der Auszug von der Halle zum Grab (noch) von Sonnenstrahlen erhellt. Jeder Handschlag, jede Umarmung, jedes Wort, jede Träne, spürte ich ganz intensiv. Auch der einsetzende Regenguss konnte meinen friedlichen Trauergefühlen nichts anhaben. Auch wenn mir kalt wurde, blieb es in meinem Herzen die ganze Zeit warm. Diese Wärme durften wir alle später in unserer Gemeinde, bei der anschließenden Abschiedsfeier weiter spüren. Es gab leckeres warmes Essen, Kaffee, Kuchen und gute Gespräche. Wir hatten Gemeinschaft und ließen zusammen den Tag auf uns wirken. Es wurden Lieder gesungen, gebetet und Ansprachen gehalten. Unsere liebe Christa, die Logopädin von Irina, hielt einen Nachruf an die Trauergesellschaft, bevor ich meine letzten Worte an alle richtete:

Sein Kreuz auf sich nehmen

„Es gibt Verse die kennt man. Es gibt Verse die benutzt man fast beiläufig. Wie eine Floskel oder sinnbildlich. Dann gibt es Menschen die sagen, das interessiert mich nicht und andere die sagen, das glaube ich – aber sie glauben nur in der Theorie. Und dann gibt es Menschen wie meine liebe Irina, die solche Verse GELEBT haben! Sie ist Jesus nachgefolgt. Über 3 Jahre hat sie täglich ihr Kreuz auf sich genommen. Sie hat einfach dem lebendigen Wort Gottes geglaubt und ist voller Hoffnung dem Weg ihres Heilands Jesus Christus gefolgt. Auf einem sehr sehr schmalen Weg. Ich bin unfassbar stolz auf meine liebe Irina, der ich auf diesem Weg ein Ehemann nach dem Herzen Gottes sein durfte. Ich durfte sie lieben mit allem was ich habe. Jede Schweißperle, jeder Blutstropfen und jede Träne war es das wert! Der HERR hat uns unter dem Kreuz mit seiner Liebe EINS gemacht. Keine Sekunde an der Seite meiner lieben Irina möchte ich hier missen oder vergessen. Es war mit Abstand das härteste und zugleich wichtigste, was ich in meinem Leben bisher gemacht und erlebt habe. Der Verlust der Liebe meines Lebens, meiner Ehefrau, ist der mit Abstand größte Schmerz den man sich vorstellen kann. Aber ich bin ein Christ, ein Nachfolger Jesu, wie meine Irina. Und ein Christ verliert nicht. Sterben ist ein Gewinn. Den ganzen Leidens-Weg gemeinsam unter dem Kreuz zu gehen, war mir die größte Ehre, für meine liebe Irina, aber v.a. für meinen HERRN und Heiland Jesus Christus. In Christus sind wir weiterhin eins und ich werde sie in Ewigkeit wieder sehen. Jeder kann dorthin kommen und ihr kennt jetzt den Weg. Deswegen möchte ich euch heute zurufen, was Jesus selbst gesagt hat:

„Wenn jemand mir nachkommen will,
so verleugne er sich selbst und
nehme sein Kreuz auf sich und
folge mir nach!“
Matthäus 16, 24

Mit diesen Worten habe ich gestern geschlossen. Ich bin dankbar über alle Freunde, die Familie, meine Geschwister im Herrn und alle die sonst teilgenommen haben oder in Gedanken bei uns waren. Es war ein gelungenes Abschiedsfest. So wie ich es mir gewünscht habe und v.a. so wie es sich unsere Irina gewünscht hatte. Sie wollte, dass wir mehr feiern, als weinen und die Tränen nur mit lachendem Herzen vergießen. Wie gesagt, ich denke, das ist uns allen gelungen! Vielen Dank für alle eure Anteilnahme und auch die Gaben.

Wie geht es (erstmal) weiter?

Der Blog wird weiter bestehen bleiben. Ich werde immer mal wieder Beiträge über unser Leben veröffentlichen und euch auch gerne an meinem weiteren Lebensweg mit meiner lieben Naomi teilhaben lassen. Jetzt kommt erstmal Weihnachten.
Für jeden der gestern irgendetwas verpasst hat, nicht da sein konnte oder wegen der Akustik etwas nicht gehört hat, lade ich den Nachruf von der Logopädin, sowie die Abschlussandacht von der Aussegnungshalle in die Beiträge hoch (Ein Audio oder Video ist nicht vorhanden). Übrigens, der Prediger der Andacht ist Bruder Christoph aus meiner Gemeinde und der Ehemann von der Logopädin Christa. Er war wie viele andere Geschwister hautnah dabei und stets im Gebet verbunden. 

Abschlussgedanken:

Warum weine ich so wenig oder wieso siehst du in der tiefsten Trauer so ein Strahlen in meinen Augen? Einige haben mich das gefragt und es hat wie immer mit der schwierigen Frage mit dem „Wie gehts?“ zu tun. Zuerst einmal, ich habe sehr viel geweint und weine immer noch. Aber der HERR hat mir vor langer Zeit etwas beigebracht. Immer wenn der Schmerz kam oder Hilflosigkeit mich bedrohte, tat ich nur das: Ich ging in einen leeren, ruhigen Raum, schloss die Türe hinter mir, kniete mich hin und faltete meine Hände. Und der Gott des Friedens und der Barmherzigkeit, mein Vater, nahm mir sofort allen meinen Schmerz. Ein Christ nennt so etwas Gebet und man muss hierzu den Lehrmeister des Gebets persönlich kennen, sonst bleibt alles was du sagst, eine leere Worthülse. Jesus lehrte mich in der Vergangenheit etwas ganz besonderes: Alles beginnt und endet mit Gebet!

„Du aber, wenn du betest,
geh in dein Kämmerlein und schließe deine Türe zu
und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist;
und dein Vater, der ins Verborgene sieht,
wird es dir öffentlich vergelten.“ 
Matthäus 6, 6

Die nächste Lektion, die ganz wichtig ist zu verstehen, hat mit meinem Herzen zu tun. Wenn wir über Liebe und Schmerz reden, eigentlich ziemlich logisch oder? Und diese Lektion hängt ganz eng mit dem Gebet zusammen:

 

„Mehr als alles andere behüte dein Herz;
denn von ihm geht das Leben aus.“
Sprüche 4, 23

 

 

Der HERR hat mir gezeigt, wie ich in dieser massiven Leidenszeit auf mein Herz achten soll. Und zwar jeden Tag. Deshalb siehst du mir den Schmerz nicht (immer) an, obwohl ich weine und Schmerz habe. Ich habe, und nicht erst seit gestern, angefangen, konsequent auf mein Herz zu achten und alle meinen Schmerzen im Gebet abgegeben. Ich habe keinen Psychologen, keinen Therapeuten, kein Yoga, kein Life-Coaching, keine Psychopharmaka, keine Antidepressiva, keine Schmerzmittel, nichts, wirklich gar nichts davon gehabt oder gebraucht. Und Irina auch nicht (von den medizinisch notwendigen und wirklich sinnvollen Medikamenten mal abgesehen). Nur gefaltete Hände und einen Gott der auf unser beider Herzen ganz ganz arg aufgepasst hat und es immer noch tut. Deswegen siehst du mich mehr strahlen, als weinen. Und wenn du dich an Irina zurück erinnerst, hast du das sogar noch mehr gesehen.

Wie achtest du auf auf dein Herz? Ich empfehle euch hierzu ernsthaft und von ganzem Herzen, nachfolgende Predigt. Für unsere Freunde aus Kaiserslautern ein besonderer Hinweis: Der Prediger ist aus der Hoffnungskirche in Kaiserslautern. Gottes Segen und frohe Weihnachten!

21.12.2022

 

 

„Meine Zeit
steht in deinen
Händen“

Psalm 31, 16a

 

 

 

 

Es war Sonntag der 17.01.2021. Nach dem Gottesdienst ging es Irina auf einmal richtig schlecht. Als wir deshalb schnell nachhause fuhren, konnte sie auf einmal nicht mehr sprechen. Verzweifelt blickte sie mich an, sie war hochschwanger, ich fuhr schneller. Zuhause angekommen legte sie sich hin und wurde immer müder. Irgendetwas stimmte hier überhaupt nicht, sie wurde immer schwächer. Ich fragte ob sie einen Notarzt braucht, aber sie schüttelte den Kopf. Sie machte mir klar, dass sie sich erst etwas ausruhen möchte. Doch ihre Sprache kam nicht zurück. Ich war sehr durcheinander, was war hier los? Dann blickte Irina mich an. Ich spürte, ich soll näher kommen. Ich legte mich zu ihr auf die Couch. Ein tiefer Blick. Sie möchte mir etwas sagen. Dann gibt sie mir ihre Hand. Ich spüre, dass sie etwas darin hält und es in meine Hand legt. Ich blicke in meine Hand. Es ist ihre Uhr. Ich verstehe nicht und sehe sie fragend an. Sie schließt meine Hand mit der Uhr, hält sie fest und blickt mich eindringlich, aber liebevoll an. Ich bekomme ein ungutes Gefühl, dann überfällt mich ein schlimmer Gedanke. Ihre Zeit ist abgelaufen. Ich erschrecke, bekomme Tränen in den Augen und frage sie, ob sie denkt, dass sie sterben wird? Sie schüttelt den Kopf, streichelt mich beruhigend und blickt mich wieder ganz tief und verliebt an. Ihr liebevoller Blick berührt mich tief. Liebe. Gott ist die Liebe, sage ich vor mich hin. Plötzlich nickt sie und lächelt mich vertraulich an. Dann macht es Klick und ich sage zu ihr: Meine Zeit steht in deinen Händen, Psalm 31. Sie nickt wieder, danach schläft sie ein. Der Beginn einer massiven Leidenszeit, die letzte Woche ihr Ende fand. Und die wichtigste Zusage gab Gott uns bereits vorher.

Meine Zeit steht in deinen Händen.

Irinas Zeit war und ist zu jeder Zeit in Gottes Händen. Ich musste mich die Tage bei dem Lobpreislied wieder genau an dieses Szenario erinnern. Irinas Vertrauen in höchster Bedrängnis lag, wie bis zum Schluss, genau darin. Gott hat meine Zeit in der Hand. Ihr Gottvertrauen und diese Zusage Gottes machte es uns möglich im Hier und Jetzt zu leben und unsere Perspektive auf die Ewigkeit auszurichten. Das himmlische Zuhause, wo Irina jetzt ist. Hierzu werden wir morgen noch einmal gemeinsam gedenken und ich freue mich auf alle Gäste. Meine Zeit steht in deinen Händen – war übrigens eines unserer Hochzeitslieder. 

Abschließend noch etwas zur Kleiderwahl. Ich habe bewusst nichts dazu gesagt. Ich weiß, dass es Irina relativ egal war wie man kommt. Wichtiger war ihr dass man kommt. Ich möchte es deshalb jedem frei lassen, in welcher Garderobe er erscheint. Jeder kann seine Trauer oder seine Herzenshaltung in oder über die Kleidung kundtun oder auch nicht. Fühlt euch wirklich frei.

19.12.2022

Update zum Ablauf und den Informationen:

Mir wurde mitgeteilt, dass einige Menschen bereits Kranzspenden, Blumen usw. besorgt haben.
Deswegen zu dem Punkt Kranzspenden (s. Beitrag vom 18.12.) folgende Änderung:

Grundsätzlich gilt weiterhin, dass von Kranzspenden abgesehen werden soll. Nicht weil ich das nicht will oder nicht schön finde, sondern weil ich es nicht für nötig halte. Sollte jetzt jemand aber bereits etwas besorgt und bezahlt haben, muss das nicht storniert werden und es darf gerne mitgebracht werden. 

Vielen Dank

18.12.2022


„Habe ich dir nicht geboten,
dass du stark und  mutig sein sollst?
Sei unerschrocken und nicht verzagt;
denn der HERR, dein Gott, ist mit dir
überall wo du hingehst“
Josua 1, 9

 

 


22 Monate und 17 Tage. Das ist der Zeitraum in dem ich unter ständigem Feuer stand. Es brauchte noch etwas, bis mir die Tage dann auch mein Körper signalisierte, dass der unfassbar lange Kampf nun vorüber ist. Unzählige Schweißperlen und Tränen wurden vergossen, dazu der Schlafmangel und kaum Pause. Ein Kampf auf Leben und Tod, der mich alles gekostet hat – und er war es bis zur letzten Sekunde wert. Ich beschreibe es mal so: Du steigst zu einem Kampf in einen Ring gegen einen unbändigen Gegner. Du weißt du hast keine Chance, aber aufgeben kommt nicht in Frage. In Runde 7 bekommst du ein paar kritische Treffer, von denen du weißt, dass du dich nicht mehr erholen wirst. Ab da wird es zäh, du blutest, du musst dich auf antrainierte Automatismen verlassen, du fängst an zu wanken und es scheint alles aussichtslos zu sein. Was es jetzt braucht, ist Standhaftigkeit – du musst ausharren, bis zur letzten Runde. Dann ertönt endlich die Glocke. Geschafft, es ist vorbei, das Adrenalin und die Anspannung fahren runter. So langsam aber sicher kommt der Schmerz und dir wird klar, wieviel Schläge du kassiert hast. Aber dich überkommt ein Gefühl der Freude – du hast Stand gehalten.

„Glückselig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet;
denn nachdem er sich bewährt hat,
wird er die Krone des Lebens empfangen,
welche der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben.“
Jakobus 1, 12 

Es begann also erstmal eine ziemliche Erschöpfungsphase, geprägt von Müdigkeit und Schmerzen an allen Ecken und Enden. Aber ich war nicht ganz unvorbereitet und bin deshalb auch überwiegend bei meinen Eltern. Zusätzlich hat mein Immunsystem seit langem mal wieder einen kleinen Infekt zugelassen, aber alles völlig normal und ich kuriere mich einfach weiter aus. Ich konnte bereits fast alles für die Beerdigung organisieren und ich möchte euch hier ein paar Dinge zum Ablauf und Informationen weitergeben.

  • Der Nordfriedhof kann mit dem Pkw direkt angefahren werden und es gibt genügend Parkmöglichkeiten vor Ort.
  • Der Beginn der Zeremonie ist um 11:00 Uhr, Einlass in die Aussegnungshalle am Friedhof ist um 10:45 Uhr. Bitte kommt entsprechend pünktlich.
  • Die Halle wird nicht groß genug für alle Trauergäste sein, deshalb überlasst bitte den Familienangehörigen den Vortritt.
  • Nach der Aussegnung, wird es die Möglichkeit geben am Grab Abschied zu nehmen.
  • Von Kranz- oder Blumenspenden bitte ich abzusehen
  • Im Anschluss gibt es die Möglichkeit sich bei einer Nachruf-Gemeinschaft und einem kleinen Essen, in unserer nahegelegenen Gemeinde aufzuwärmen. Die Gemeinde findet ihr unter folgender Adresse: Max-von-Laue-Straße 6 1/2 in 86156 Augsburg – Christliche Versammlung

15.12.2022

 

„HERR, deine Gnade währt ewiglich;
Das  Werk deiner Hände
wirst du nicht im Stich lassen!“
Psalm 138, 8

 



Drei Tage sind vergangen und ich konnte einige Dinge in die Wege leiten. Wie geht es mir?
Nach wie vor eine sehr gefährliche Frage und kaum zu beantworten. Einerseits ist es ein unfassbarer Schmerz, der mit Worten nicht zu beschreiben ist. Andererseits regiert ein genauso unbeschreiblicher Frieden in meinem Herzen, der meinen Verstand völlig übersteigt. Ich trauere und ich weine, aber von allen Seiten umgibt mich Gottes Friede und er hält seine Hand über mir.

„Von allen Seiten umgibst du mich
und hältst deine Hand über mir.
Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar,
zu hoch, als dass ich sie fassen könnte“   
Psalm 139, 5 u. 6

Dieser Frieden gibt mir gerade Kraft in der Gegenwart zu bleiben. Denke ich zurück, erfasst mich eine unfassbare Freude. Ich durfte der Ehemann dieser wunderbaren Frau sein. Der HERR hat uns mit seiner Liebe EINS gemacht. Ich hatte immer Angst vor dem Moment, wo der Tod uns scheidet. Wie wird es sein wenn Irina und ich einmal nicht mehr eins sind? Aber Gottes Liebe ist anders. Der Tod scheidet uns zwar, aber Gott ist und bleibt immer derselbe – Liebe. Diese Liebe ist ewiglich! Sie hat uns geeint und schwindet trotz dem Tod nicht. Du kannst selbst einen vorsichtigen Test machen, um vielleicht ein bisschen zu verstehen was ich meine. Wenn du mit deinem Herzen zurück an Irina denkst, welcher Eindruck, welches Gefühl, welches Bild ist da und was überwiegt? Siehst du oben das Bild? Ist es nicht diese Frau, diese glückliche Irina? Ist es nicht die Freude die überwiegt, dass du ein Teil in ihrem Leben gewesen bist? Jeder der Irina kennt, weiß was ich meine: Sie hat einen Platz in eurem Herzen. Und der ist geprägt von Liebe! 

Also wie gehts? Ich hatte immer Sorge, wie es sich einmal ohne sie anfühlen wird. Jetzt weiß ich es. Trotz all dem Schmerz – die Liebe überwiegt. Irina ist bei dem Gott der immer der selbe bleibt, heute, morgen und in Ewigkeit; Egal worauf ich zurück blicke in unserem Leben, es war und ist geprägt von – Glaube – Liebe – Hoffnung – das hat sich nicht geändert. Ich bin unfassbar dankbar für jede Sekunde die ich als Ehemann an der Seite dieser wunderbaren Frau, meiner lieben Irina, Mutter von Naomi, verbringen durfte. 

Ich bin in gewisse Dinge, die nun mal anstehen, noch eingespannt und die Planung für den genauen Ablauf der Beerdigung ist noch nicht fertig. Ich möchte euch hier aber bereits vorab den Termin und die Örtlichkeit kundtun: 

Donnerstag der 22.12.2022 um 11:00 Uhr

Die Beerdigung wird am Nordfriedhof in Augsburg (Oberhausen) stattfinden. 
Adresse: Talweg 2 in 86154 Augsburg

Weitere Informationen werde ich entweder persönlich oder entsprechend hier kundtun. Grundsätzlich wird der Blog bestehen bleiben und man kann immer mal wieder reinklicken.

Vielen Dank für alle Anteilnahmen, Worte, Gebete, Umarmungen, Tränen etc. etc. Ich bin gut versorgt und mit Naomi gerade öfter bei meinen Eltern. Gottes Frieden und Trost euch allen.

Heimgang

Am 12.12.2022 um 16:25 Uhr ist meine geliebte Ehefrau Irina nachhause gegangen. Ich konnte bei ihr sein und ihre Hand halten, während sie schmerzfrei und in Frieden in die Ewigkeit übergegangen ist. 

„Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen,
und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid
noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein;
denn das Erste ist vergangen.“
Offenbarung 21, 4

Ich werde gut versorgt und muss die Tage einige Dinge erledigen. Ich werde euch dennoch hier weiter updaten und entsprechende Termine bezüglich Beerdigung, Abläufe etc. auf dem Laufenden halten. Danke für eure Gebete und denkt daran, dass die Ewigkeit unser zuhause ist.

Irina ist jetzt zuhause

12.12.2022

Meine Nacht war sehr gut und ich bekomme viel Schlaf. Gestern war ein sehr schöner Tag, Irina war viel wach und hat mich oft angelächelt. Aber ich merkte gestern Abend schon, dass sich etwas verändert. Wir bewegen uns auf den Heimgang zu. 

  „Denn wir wissen: Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte,
abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut,
ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.“
2. Korinther 5, 1

Der Husten ist nicht besser geworden, Irina immer schwächer, es zeichnet sich deutlich eine Lungenentzündung ab. Irina ist nicht mehr in diesem Wachzustand und hat Kräftetechnisch enorm abgebaut. Aber eines überwiegt: sie ist entspannt, ruhig und hat keine Schmerzen. Sie wird versterben, aber sie leidet nicht. All die Symptome die sie hat und all der Druck der durch die Sterbephase ausgelöst wird, ändert daran nichts. Sie ist seelenruhig. Die SAPV sieht das an allen Ecken und Enden, und bestätigt das auf allen Ebenen. Keine Schmerzmittel, keine Angst, keine Antidepressiva, keine Panik, keine Opiate. Das ist völlig außergewöhnlich, eigentlich schier unmöglich. Ich sage euch, das ist der Friede Gottes der jeglichen Verstand übersteigt. 

„Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt,
wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus!“
Philipper 4, 7

Der HERR ist uns ganz nahe und er hat Irina fest in der Hand. Sie hat keinerlei Furcht und bisher nicht eine einzige Träne vergossen. Warum auch? Bei Jesus gibt es nichts zu befürchten!

„Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir;
sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott;
ich stärke dich, ich helfe dir auch,
ja, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit!“
Jesaja 41, 10

Denkt daran, der HERR ist mein Hirte. Er führt Irina nur nachhause.

Naomi kommt am Mittag zurück und ich habe meine Mutter und Geschwister von der Orga-Gruppe da. Wir schweißen uns eng zusammen und schmieden Pläne. Bleibt standhaft und lasst uns weiter beten.

11.12.2022

Ich hatte eine gute Nacht und konnte gut durchschlafen. Kraft tanken. Irina wurde wieder fitter und erstaunte auch die SAPV, die heute zum Hausbesuch kam. Leider hustet sie doch noch immer wieder, aber die Lunge hört sich gut an, sagt die Ärztin beim Abhören. Am Mittag kommt ein befreundetes Pärchen, aus der Nähe von Irinas Heimat, mit ihrem 5 Monate alten Kind vorbei. Irina war wach und konnte so auch zum ersten mal ihren kleinen Jungen sehen. Sie bleiben bis Nachmittag und wir haben eine sehr schöne Zeit. Im Anschluss telefoniere ich viel bezüglich Orga nächste Woche. Wir müssen ein paar Dinge umstellen, wenn Naomi wieder kommt. Am Abend kommt dann wieder ein Bruder und wir bestellen uns leckeres Essen beim Griechen. 

Im Moment bin ich fast jede freie Minute bei Irina am Bett. Ich merke, dass sie mich grad ganz nah an ihrer Seite braucht. Danke für die ermutigenden Worte die mich erreichen und danke für eure Gebete. 

10.12.2022

19:00 Uhr: Meine Nacht war katastrophal kurz und der angedachte Besuch aus Irinas Heimat, entschied heute Morgen mit mir gemeinsam, dass sie nicht anreisen. Ich hatte ab Mittag einen Bruder da und am Abend kommt noch ein Bruder damit ich nicht zu viel alleine bin. Die Last ist enorm hoch, aber dafür hat man seine geistlichen Geschwister. Wenn du Freunde hast die dich gerne haben, ist das viel wert. Und für schier unbegreifliche Not gibt es Brüder. 

„Ein Freund liebt zu jeder Zeit, und als Bruder für die Not wird er geboren.“
Sprüche 17, 17

Im Moment sind einige Brüder immer wieder ganz eng bei mir und stemmen gewaltig mit gegen die Last auf meinen Schultern. Brüder, habt Dank für euren Dienst! Lasst uns gemeinsam weiter Stand halten! 
Ich bin also gut versorgt, habt Dank für eure Gebete! 

Wie geht es Irina? Sie hat den Anfall den Umständen entsprechend gut weggesteckt, mal wieder. Sie hatte heute durchaus etwas längere Wachphasen, in denen sie mich auch mal anlächelte. Dennoch ist deutlich spürbar, wie viel sie der Anfall angestrengt hat und es bleibt abzuwarten, wie es sich weiter entwickelt.

Für heute wars das mit Updates. Danke für eure Gebete!

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00.55 Uhr: Die SAPV verlässt soeben unsere Wohnung. Leider folgte auf den guten Tag gestern, ein schrecklicher Abend. Gegen 22:30 Uhr bekam Irina einen epileptischen Anfall. Ich konnte zum Glück gleich reagieren und ihr entsprechende Medikamente verabreichen. Diesmal wirkten diese auch zeitnah und der Haupt-Krampf konnte somit schnell eingedämmt werden. Aber dann krampfte Irina über eine halbe Stunde nach. Ich saß hilflos neben ihr und hielt einfach ihre Hand, bis die SAPV eintrifft. Ein Anfall war eigentlich genau das, was wir verhindern wollten und jetzt das. Aber es ist viel zu früh zu reflektieren und v.a. eine viel zu späte Uhrzeit. Der Anfall hat mir heute einen ordentlichen Schlag versetzt und das muss jetzt erstmal sacken. Vielen Dank für eure Gebete.

09.12.2022

Der heutige Tag verläuft gut. Ich bekomme einige Nachrichten und Reaktionen auf den gestrigen Eintrag. Vielen Dank für eure Anteilnahme und Unterstützung!

Heute wurde Naomi übers Wochenende wieder zu meinen Eltern abgeholt und am Nachmittag bekamen wir Besuch von einer lieben Freundin. Es war eine sehr schöne Zeit, in der Irina nicht nur wach war, sondern auch richtig Freude hatte. Ihre Wach-Phasen sind momentan stark Tagesform abhängig, begrenzt und kaum vorauszusehen. Nichts desto trotz habe ich entschieden, weitere Besuche von Freunden zu organisieren. Nicht nur zuletzt daher, weil einige jetzt gerne ganz nahe bei Irina sein wollen würden, sondern v.a. weil sie einfach ihre Freunde, euch, lieb hat. Es hat einen so unfassbar schönen und positiven Effekt, wenn ihre Freunde den Raum betreten, denn sie fängt in der Regel sofort das Lächeln an. Der Ausdruck ihres Herzens ist pure Freude. 

„Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt,
wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus!“
Philipper 4, 7

Es gibt nicht viel was man im Moment tun kann, so lasst mich einfach gerne weitere Treffen organisieren. Morgen und übermorgen (also diesen Samstag und Sonntag) sind schon verplant und ich werde von Tag zu Tag entscheiden, ob ein Treffen überhaupt sinnvoll ist. So lasst mich bitte auf euch zukommen und haltet euch ansonsten bitte über den Blog auf dem Laufenden.

Bei dem Thema Freude im Herzen musste ich mich wieder an unser Foto-Shooting von Anfang dieses Jahres zurück erinnern. Stichwort Erinnerung: Ich schenkte es Irina letztes Jahr zu Weihnachten, aber das größere Geschenk machte uns die Fotografin selbst. Denn sie hatte es auf dem Herzen uns das Shooting als Erinnerung umsonst zu machen. Ich finde man hat bei diesem Shooting auch den Eindruck unserer Herzen gesehen und ich möchte euch erneut an dieser Freude teilhaben lassen. Liebe Sarah, lieber Mario von the seidels, nochmal von Herzen vielen lieben Dank für dieses unvergessliche Shooting!



08.12.2022

Am 06.12. konnte der Blog umgezogen und in diesem neuen Design veröffentlicht werden. Wir hoffen es gefällt euch und dir liebe Lara möchten wir hierfür herzlich Danke sagen! Falls jemand mal einen Webdesigner braucht, kann ich euch ihr Familienunternehmen gerne empfehlen (Pyter-Media)

Zwischenzeitlich ist einiges passiert und der nachfolgende Eintrag  ist mit Abstand der schwierigste den ich bisher verfasst habe. Ich habe lange überlegt, was ich hier schreiben soll und es fällt mir überhaupt nicht leicht. Aber ich habe entschieden es euch so ehrlich wie möglich zu kommunizieren. Der Gesundheitszustand von Irina hat sich die letzten Tage so massiv verschlechtert, dass wir uns absofort in der Sterbephase befinden. Es tut mir wirklich sehr leid, ich wünschte ich hätte andere Neuigkeiten.

Ich weiß darum, dass sehr viele Menschen mit uns beten und an uns denken, deshalb möchte ich euch so nah wie möglich mit reinnehmen. 

Was ist geschehen?

Das was ich bisher hier immer als „Verdauungs-Problematik“ beschrieben habe, ist eine deutlich komplexere Sache. Wie bereits beschrieben, bräuchte es für eine genauere Bezeichnung des Problems eine gastroenterologische Untersuchung. Auf Deutsch: Man müsste dazu Irina in einem Krankenhaus innerlich untersuchen. Wie ebenfalls bereits beschrieben, ist Irina aber nicht mehr in dem Zustand das auszuhalten. Zum Zustand konkret: Irina ist mittlerweile so schwach, dass man bei einem nötigen Transport befürchtet, dass sie bereits beim Verlagern aus dem Bett kollabieren würde. Das medizinisch begleitete abwarten und beobachten, hat ergeben, dass wir eine immer stärker werdende innere Blutung festgestellt haben. Gleichzeitig hat sich ihr Husten nicht gebessert und ist kontinuierlich gleich schlecht geblieben.

Was hat das zu bedeuten?

Eine unbehandelte innerliche Blutung führt irgendwann zwangsläufig zum Versterben durch Verbluten. Gleichzeitig kann man nicht gezielt behandeln, da man nicht weiß woher die Blutung kommt. Eine lebensbedrohliche innerorganische Blutung kann allerdings ausgeschlossen werden. Man hat mittlerweile aber eine nachvollziehbare Vermutung, woher die nicht ungefährliche, aber (noch) kontrollierte Blutung kommt. Durch Irinas schwache Grundverfassung, kann sie nicht mehr richtig Abhusten. Durch den anhaltenden Husten droht somit eine lebensbedrohliche Pneumonie (Lungenentzündung).

Was sind die Konsequenzen?

Vorab: Irina bekommt durch die SAPV, die höchstmögliche, professionellste und bestmögliche medizinische Betreuung. Wir sind absolut davon überzeugt, dass diese Menschen, die das hier mit uns durchmachen, genau die richtigen Personen sind und wir in besten Händen sind.

Auf viele der beschriebenen Dinge werden wir einfach angemessen reagieren. Die Marschroute: Keine unnötigen Leiden verursachen und keine unnötig, künstliche Lebensverlängerung. Denn: Jede künstliche lebensverlängernde Maßnahme, verursacht unweigerlich Schmerzen und führt zu einem unnötigen Leiden. Das will niemand und Irina am wenigsten, das hat sie auch immer kommuniziert. Die SAPV zieht hier mit uns an einem Strang und befürwortet unsere Vorgehensweise in jeglicher Hinsicht. Somit konnten wir eine Entscheidung treffen, wie man nun medizinisch am sinnvollsten auf die Symptome reagiert. Ab heute wird es eine entsprechende Umstellung geben und man wird uns ganz engmaschig betreuen. Lasst uns für Weisheit für die Ärzte und Gottes Führung in dieser Situation beten.

Schlussgedanken:

Die beschriebene Entscheidung war sehr, sehr schwer für mich. Was ab heute geschieht, ist nicht ganz risikolos und die Entscheidung zieht zwangsläufig Konsequenzen nach sich, die Irinas Leben betreffen. Aber man muss das, wo wir jetzt stehen, einfach akzeptieren. Und es hilft, dass Irina immer gesagt hat, was sie in der Sterbephase will und was nicht. Wir durften das vorher alles klären und ich weiß nicht nur, dass sie mir vertraut, sondern auch, dass meine Entscheidung ihrem Willen entspricht. Alles andere liegt in Gottes Hand und hier sind wir sehr froh, dass wir vorher schon eine Entscheidung getroffen haben. 

Denn folgende Fragen drängen sich unweigerlich auf: Wie lange dauert diese Sterbe-Phase? Wie viel Zeit hat Irina noch?, bloß kann sie dir niemand beantworten. Die viel wichtigere Frage aber ist: Mit wem geht sie diesen unausweichlichen Weg? Lieber Leser, ich sage dir jetzt in 5 Worten, den wertvollsten Vers der Bibel (aus Psalm 23):

„Der HERR ist mein Hirte“

Jeder Mensch muss sterben und das wichtigste hierbei ist, dass Jesus dein Hirte sein muss. Irina und ich können sagen, dass er mein Hirte ist, weil wir glauben, dass er für unsere Sünden gestorben und auferstanden ist, und dass er uns liebt! Dieser Hirte ist es der auch in den dunkelsten Stunden, im finsteren Tal der Todesschatten, ganz nah bei uns ist. Der Hirte der sein Leben für uns geopfert hat, damit uns vergeben werden kann. Er ist von den Toten auferstanden und hat uns somit eine Hoffnung über das Grab hinaus gegeben: ewiges Leben! Wer Jesus als seinen Hirten hat, hat dieses Leben. Wer Jesus nicht hat, hat dieses Leben nich (gem. 1. Johannes 5, 12). Unser Erlöser lebt und er bringt uns und v.a. meine liebe Irina ans Ziel – die Ewigkeit.

Danke für eure Gedanken und Gebete!

02.12.2022

Eine angespannte Woche neigt sich dem Ende zu. Die guten Nachrichten: Naomi ist nach ihrem Infekt mit dem gröbsten durch und Irinas Mama und ich sind größtenteils verschont geblieben. Aber Irinas Situation hat sich leider nicht gebessert. Sie hat zwar tagsüber sehr positive und wache Phasen, doch der Husten hat sie weiterhin v.a. abends im Griff. Zusätzlich versetzt uns ihr Verdauungstrakt kontinuierlich in Habachtstellung. Aktuell ist Irinas Zustand komplikationsfrei, aber in gesundem Zustand würde man sie endoskopisch untersuchen müssen. Die Gesamtumstände zwingen uns aber dazu, ihren Zustand zu beobachten. Eine Untersuchung würde zu viele Konsequenzen nach sich ziehen, die Irina zu sehr belasten würden. Konkret: Voruntersuchungs-Termine, Transport, stationäre Aufnahme, Magen-/Darm- Reinigungsprozesse, Sedierungen, Eingriffe am Körper, etc. Mal vom logistischen Aufwand abgesehen, ist Irina einfach nicht mehr in dem Zustand, solche Abläufe auszuhalten.

Aufwand-/Risikoabwägung: abwarten, beobachten, wahrscheinlich nichts gravierendes, hoffen dass es nicht schlimmer wird, Symptome neu einordnen und entsprechend reagieren. Die SAPV betreut uns hier sehr gut und bewertet mit uns beinahe täglich die Situation. Es bleibt abzuwarten ob und wenn dann, in welche Richtung das auspendelt. Zumindest verursacht es Irina im Moment keine Schmerzen und hat keine weiteren Symptome ausgelöst. Ausserdem hat sie Appetit und kann sowohl leckeres Essen, als auch Getränke zu sich nehmen. Unsere tolle Versorgunggruppe hat extra auf leicht verdauliche Gerichte umgestellt.

Zusätzlich zeichnet sich v.a. muskulär die Bettlägrigkeit bereits ab. Irinas Körper wird von Tag zu Tag immer schwächer und ich steuere mit Lagerungstechniken den Gefahren entgegen. Mehr kann man im Moment einfach nichts machen. Ich bin engmaschig dran, unterstütze die SAPV mit Infos und wir arbeiten eng zusammen.

Ich weiß es liest sich hart. Und das ist es auch. Es ist ein schmaler Grad auf dem wir uns bewegen und die Last ist hoch. Aber in unseren 4 Wänden und unseren Herzen überwiegt etwas anderes…hierfür zitiere ich (sinngemäß) eine Stimme der SAPV:

Ich betreue sehr viele sterbenskranke Menschen in ihrem Zuhause und bei den meisten ist ein deutlicher Unterschied zu hier bemerkbar. Die Stimmung ist dort oft sehr bedrückend und diese Menschen haben keine echte Hoffnung, bevor sie dann sterben. Aber wenn ich hierher komme ist die Stimmung wirklich komplett anders! Hier ist Hoffnung. Hoffnung auf ewiges Leben.

Ich lasse das einfach so stehen. Wenn du uns besuchst, spüre diese Hoffnung, sie ist echt.

„Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt“
Matthäus 7, 14a

Ps: Ich bekomme viele administrative Dinge (Arbeitsamt etc.) geregelt, vielen Dank für die Gebete. Gleichzeitig ist die neue Website so gut wie fertig und der Blog soll nächste Woche online gehen. Bleibt dran, ich kündige den „Umzug“ rechtzeitig an.

Maranatha