Muskathlon
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Im Oktober 2019 lief ich meinen ersten Marathon in München. Primäres Ziel war es unter 4 Stunden zu bleiben und ich kam tatsächlich nach 3 Stunden und 54 Minuten ins Ziel. Ich war völlig am Ende und alles in mir schrie, warum hast du dir das angetan? So etwas machst du nie wieder! Ein paar Vitamine, viele isotonische Getränke und ein bisschen Traubenzucker später, haderte ich etwas mit meiner Leistung. Ich wollte schon etwas schneller sein und hatte die letzten 10 Kilometer einen viel zu krassen Leistungsabfall. Als ich ein wenig später meinen Arbeitskollegen fand, der gute 10 Minuten vor mir ins Ziel kam, redeten wir dann schon über den Berlin Marathon. So ist das nun mal unter Sportlern, man sucht einfach die Herausforderung. In den Folgetagen der Regeneration reflektierte ich dann nochmal ehrlich, denn für folgende Dinge wollte ich nicht Marathon laufen: Ruhm, Ehre, eine Medaille, mein Ego oder Ansehen. Aber was blieb übrig? Einerseits der Wettkampf, das steckt uns Menschen einfach in den Genen, und die eigenen sportlichen Ambitionen, die ganzen Vorbereitungsläufe, das hat doch sehr Freude bereitet. Ich wollte also nochmal Marathon laufen, aber innerlich merkte ich, dass ich das Event an sich für mich eigentlich nicht brauche. So entstand der Gedanke für andere zu laufen und an einem Spendenlauf mitzumachen. Es sollte aber nicht „irgendein“ Spendenlauf ganz allgemein für einen guten Zweck sein. Ich wollte etwas mit Herzblut machen, was mir vollen Einsatz abverlangt, womit ich mich auch identifizieren kann. Aus diesen Gedanken sollte bald eine konkrete Herausforderung auf mich zu kommen, mit der ich nicht gerechnet hatte: Der Muskathlon. Aber wie kam es dazu?
Das Stichwort ist hier Identität. Seit meiner Bekehrung merkte ich, dass Gott insbesondere das Thema Männlichkeit stark in mir bewegte. Ich gestand mir mehr und mehr ein, dass ich hierbei wie so oft selbst den Maßstab gesetzt hatte. Insbesondere Sport, extrem viel Sport, ging einher mit männlicher Identifikation über das Körperliche, das Äußere. In meinem Leben spielte es immer eine große Rolle wie ich aussehe, auch wenn ich mir oft einredete, dass es nicht so sei. Das spielte für mich beim Thema Sexualität auch eine wichtige Rolle, fast alles definierte sich für mich über Äußerlichkeiten. Interessanterweise wollte ich so aber nie sein. Mein Gewissen klagte mich oft an, dass ich Frauen nicht nur auf Äußerlichkeiten reduzieren soll oder dass ich mich optisch nicht ständig mit anderen Männern messen oder vergleichen muss. Aber ich konnte nicht anders. Wer kennt den Spruch: „der Wille ist stark, das Fleisch aber ist schwach“? Das ist die Sündhaftigkeit die in uns Menschen steckt und der Spruch kommt aus der Bibel:
„Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“
Matthäus 26, 41
Jesus sagte das zu seinen Jüngern die wach bleiben sollten zum beten, aber sie schliefen immer wieder ein. Sie wollten, aber sie schafften es nicht. Paulus geht darauf im Römerbrief ebenfalls ein:
„Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das verübe ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt.“
Römer 7, 18-20
Erst durch die Bekehrung entwickelte sich bei mir hier eine Veränderung. Ich wollte nicht mehr das Fleisch regieren lassen, sondern den Geist, also von innen nach außen leben. Ich wollte nicht mehr sündigen und die Sünde arbeitet von außen nach innen, also über das Fleisch. Das bedeutete ich musste mich von gewissen Dingen trennen und umdenken, um mein Fleisch nicht weiter zu füttern. Im Bereich Sexualität z.B. bedeutete das, dass ich mich von Pornografie komplett trennte. 16 Jahre lang habe ich ohne je darüber nachzudenken erotische Filmchen geschaut und erst mit dem Cut gemerkt, wie negativ mich das geprägt hat. Aber nicht meine Kraft war es mich radikal davon zu trennen, sondern Gottes Kraft.
Ich kenne genügend Menschen, Frauen wie Männer, gläubig oder ungläubig, die davon loskommen wollen, aber sie sind gefangen, wie Raucher die wirklich aufhören wollen, aber es einfach nicht schaffen. Sie belegen Kurse, besuchen Therapien, aber nichts scheint zu helfen. Ein Schlüssel zur Freiheit ist die Sündhaftigkeit zu erkennen, deine Schuld vor Gott, denn Pornografie ist Hurerei und ein Götze dem du dienst. Kurzum: du liebst Pornografie. Erst wenn du das aufrichtig erkennst und bekennst, wirst du frei. Ich konnte das durch Gottes Gnade in seinem Wort erkennen und stellte mir damals eine Frage: Willst du weiter Pornos lieben oder Gott? Erst durch aufrichtige Buße gelang es mir seither völlig frei von Pornografie zu sein, bis heute.
Warum erzähle ich das vorweg?
Nun ich beschäftigte mich ja mit Männlichkeit und wollte diese Freiheit von sexueller Sünde nicht nur für mich allein behalten. Zeitgleich wollte ich Sport mit Glaube verbinden und hierbei stolperte ich über eine christliche Männerbewegung: Der 4. Musketier (kurz 4M). Ich las dazu ein zwei Bücher und ich betete darüber, ob das was für mich ist. Was mich besonders ansprach, war, dass die Gründer insbesondere sportliche Aspekte in ihrer Arbeit betonten. So kam es dazu, dass ich mich im November 2019 bei einem unvergesslichen Event von 4M anmeldete, einem Charakterwochenende.
An diesem Wochenende wurde für mich deutlich, dass es Gott sehr wohl gefällt, wenn man sich sportlich betätigt. Insbesondere wenn es um Gerechtigkeit geht! Und am Ende riefen die Organisatoren zu einer sehr sportlichen Herausforderung auf – einem Muskathlon. Wer sich berufen fühlt, einen Spendenlauf zu rennen gegen sexuelle Ausbeutung, sollte aufstehen. Das war’s! Gott hat mich befreit von Pornografie, ich habe die sexuelle Ausbeutung dahinter erkannt, ich möchte mich für die Menschen einsetzen und hierfür möchte ich Schweißperlen regnen lassen. Ich wusste ich muss aufstehen! Wenn ich etwas gelernt habe von 4M, dann das: beweg deinen Hintern, runter von der Couch, du bist für mehr gemacht, als nur rumzuhocken! Ich stand also auf und damit galt‘s:
Ich verpflichtete mich für September 2020 einen Muskathlon, Disziplin: Marathon (42,195 km) zu laufen, gegen sexuelle Ausbeutung (Schwerpunkt: Zwangsprostitution) und zwar in einem Land, dass die „Sex-Ware“ Mensch illegal nach Deutschland exportiert: in Rumänien. Im Vorfeld sollte ich mich nicht nur läuferisch vorbereiten, sondern das Ziel war eine Spendensumme von 10.000€ mit an den Start zu bringen, wovon ich selbst keinen einzigen Cent selbst dazu beisteuern würde. Die Spendensumme würde dann der Menschenrechtsorganisation: International Justice Mission (kurz: IJM) gegeben, welche die Zwangsprostitution in Rumänien bekämpft.
Ich trainierte hart für diese Ziele, 3-4 Läufe pro Woche, immer mehr und mehr Kilometer. Aber es fühlte sich gut an, denn mit diesem Lauf bekam nicht ich die Ehre, sondern Gott. Bei jedem Trainingslauf vergegenwärtigte ich mir warum ich das mache: für Menschen die gefangen sind und sexuell missbraucht werden, Tag für Tag, Kinder, Frauen, hilflose Menschen die kein Licht am Ende des Tunnels sehen, die keine Hoffnung haben. Du denkst das gibt es in Deutschland nicht? Deutschland ist der „Puff Europas“. Jeder der Puff‘s, Bordelle oder sonstige „Sexeinrichtungen“ befürwortet, gibt auch stillschweigend sein ja zu illegaler Zwangsprostitution. Das muss nicht sein und du kannst ein Zeichen setzen!
Nun wie sammelt man 10.000€ Spenden in 10 Monaten und knappe 1.000€ für Reise- und Verpflegungskosten? Denn ich erweiterte für mich das Ziel nicht nur die Spenden zu sammeln, sondern wirklich auch für die ganzen Kosten keinen Cent zu zahlen. Auf jeden Fall gings nicht so: „Was machst du wenn du das Spendenziel nicht erreichst?“. Ich setzte mein Vertrauen nur auf Gott, Tag für Tag, Er beruft seine Diener und Er versorgt sie auch. Witzigerweise kam niemand an und meinte, was machst du wenn du den Marathon nicht schaffst? Auch hier steckte ich mir heimlich ein Ziel: ich wollte den Lauf als Erster beenden und die Zeit von 3 Stunden 45 Minuten unterbieten. So wie ich trainierte, sammelte ich auch die Spenden und am Ende standen 10.700€ auf dem Spendenkonto. Und noch mehr: Es fanden sich auch Spender die mir alle Reise- und Verpflegungskosten übernahmen. Gott ist gut, Er versorgt. Leider musste der Lauf Corona bedingt nach Deutschland verlegt werden in die Woche vom 20. – 25.9.2020. Hierzu wurde Berlin gewählt und es war ein wunderbares, unvergessliches Event! Neben dem Lauf konnten wir 4 Tage lang in die Arbeit von IJM reinschnuppern und am 5. Tag galt‘s: Muskathlon! Das Team von 4M hat uns alle 5 Tage mit Kamera begleitet und so könnt ihr miteintauchen in das Event (s. Videos).
Einst lebte ich im Fleisch und betrieb Götzendienst durch extrem viel Sport und ein sexuell ausschweifendes Leben. Ich war ein Sklave der Sünde. Durch den Glauben an Jesus Christus starb ich der Sünde und wurde mit ihm einsgemacht, wodurch ich nun für Gott leben darf. Berufen für Gerechtigkeit zu dienen, setze ich meinen Körper für sexuell ausgebeutete Menschen ein. Römer 6 war für mich ein absoluter Schlüssel und ich möchte mit einem Vers daraus schließen:
„gebt auch nicht eure Glieder der Sünde hin als Werkzeuge der Ungerechtigkeit, sondern gebt euch selbst Gott hin als solche, die lebendig geworden sind aus den Toten, und eure Glieder Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit!“
Römer 6, 13
Ps: ich bin zweiter geworden 😉 für Platz 1 war Andreas einfach zu flott, Glückwunsch Bruder! Dafür schaffte ich eine Zeit von 3 Stunden und 37 Minuten. Danke an alle Supporter, Spender, 4M und IJM-Mitarbeiter, und besonderer Dank an alle Muskathleten die mitgemacht haben! Für den König!