Februar 2023
„So habt auch ihr nun Traurigkeit;
ich werde euch aber wiedersehen,
und dann wird euer Herz sich freuen,
und niemand soll eure Freude
von euch nehmen.“
Johannes 16, 22
15.02.2023
Knapp 2 Wochen sind vergangen und ich war übers Wochenende (10.2. – 12. 2.) auf dem christlichen Trauerseminar. Naomi war in der Zeit bei meinen Eltern und ich reiste mit Irinas Mutter auf das Seminar in Rehe im Westerwald. Ich freute mich schon im Vorfeld auf Mama Irina und auch darauf mit ihr gemeinsam, aktiv die Trauerbewältigung anzugehen. Trauer ist ein komplexes Thema und ich bin froh, dass wir als Gläubige die Thematik geistlich angehen können. Das Seminar hieß: „Leid, Tod, Trauer und doch getröstet“. Als Christen können wir uns einer Sache sicher sein. Wo Trauer ist, ist auch Trost. Nicht umsonst wird der Geist Gottes auch der Beistand oder der Tröster genannt. Wir konnten an diesem Wochenende also das vertiefen, was wir bereits täglich erleben: Trost durch Gott selbst. Wie ist das möglich und wieso sollte Gott uns überhaupt trösten?
Hierzu ist es gut, den kürzesten Vers der Bibel zu kennen:
„Jesus weinte“
Johannes 11, 35
Jesus, der Sohn Gottes, zeigte sich uns nicht nur hier, auch von seiner menschlichen Seite, nämlich mit einem Gefühl der Trauer – Er weinte. In der gesamten Geschichte (nachzulesen in Johannes 11, 1 – 46) stirbt Lazarus, ein guter Freund von Jesus, an einer Krankheit. Diese Geschichte las ich mit Irina sehr häufig. Denn neben den Themen Krankheit und Tod, wird uns hier sehr tiefgründig das Leben nach dem Tod beleuchtet und was für eine Rolle hier der Glaube spielt.
„Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“
Johannes 11, 25
Jesus sagt hier, dass jeder der an ihn glaubt, leben wird, auch wenn er stirbt. Diese Verheißung hat in uns eine unbändige Hoffnung ausgelöst. Was muss man noch mal tun, um nicht zu sterben?
„und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird in Ewigkeit nicht sterben.
Glaubst du das?“
Johannes 11, 26
An Jesus glauben. Und ja Irina glaubte das. Das schöne daran ist, wenn man ein Kind Gottes ist und die letzte Frage mit ja beantworten kann, dann weiß man, dass man ewiges Leben hat.
„Dies habe ich euch geschrieben,
die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes,
damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt“
1. Johannes 5, 13a
Weißt du, dass du ewiges Leben hast? Wir glauben an Jesus und das gibt uns heute die Gewissheit über ewiges Leben. Deswegen sagen wir auch, dass Irina lebt, im Himmel, in der Ewigkeit bei Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens (s. Hebräer 12, 2), weil wir es wissen. Mit dieser wahrhaftigen Perspektive, lässt es sich ganz anders trauern. Aber worauf ich eigentlich bei dieser Geschichte hinweisen wollte, ist die tiefere Bedeutung von Jesus echtem Gefühl der Trauer. Er hatte Mitleid. Der Sohn Gottes weinte. Die Juden sagten daraufhin: „Seht, wie hatte er ihn so lieb“ (Johannes 11, 36). Jesus ließ diesen Schmerz über den Tod seines Freundes Lazarus zu, um uns zu zeigen wieviel Mitgefühl er mit uns hat. Was wäre das für ein Glaube, wenn wir einen toten Gott hätten, der sich uns nicht offenbar gemacht hätte, um uns zu zeigen wie sehr er den Menschen doch liebt. Und dann verleiht er dieser Liebe einen besonderen Nachdruck, indem er Lazarus aus den Toten auferweckte. Was für ein tiefes Sinnbild über Sündenvergebung, Neugeburt und ewiges Leben – was für eine Hoffnung, nicht mehr dem Tod zu gehören. So wie Irina und ich auch einst tot waren durch unsere Übertretungen und Sünden (gem. Epheser 2, 1), konnten wir durch Umkehr und Glaube an Jesus, die Vergebung der Sünden erfahren und bekamen neues Leben. Und das ist ja die gute Nachricht, jeder der heute von seinen Sünden umkehrt und an Jesus glaubt, wird ebenfalls auferweckt, kann dem ewigen Tod damit entgehen und neues Leben haben. Keine andere Religion verspricht dir das und kein anderer Gott hat sich je so niedrig für uns Menschen gemacht, wie Jesus. Er ging selbst für unsere Schuld ans Kreuz und stand am dritten Tage wieder auf. „Ich bin die Auferstehung und das Leben“. Was für eine tiefgründige Geschichte, was für ein guter Gott!
Immer und immer wieder musste ich an diese Geschichte denken und wie es Irina und mir eine solche Hoffnung gab. Ich kann gar nicht anders, als mehr von unserer Hoffnung zu schwärmen, als über meine Trauer zu schreiben. Und das schöne ist, das ist nicht paradox oder so, sondern es ist die Lösung. Die Hoffnung bewältigt die Trauer. Jesus, der sagt er ist das Leben, füllt es mir, egal wie traurig ich bin. Wie sagte Irinas Mutter am Seminar so schön:
Wie soll es mir gehen? Meine Tochter ist im Himmel bei Jesus. Und weil ich an den selben Gott glaube, werde ich bald auch dort sein. Mir geht es gut, ich habe Jesus, so wie meine Irina.
Unsere Trauerbewältigung lässt sich damit in einem Vers zusammenfassen:
„Wer den Sohn hat, der hat das Leben;
wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht“
1. Johannes 5, 12
Wir trauern und wir weinen, aber vor allem hoffen und glauben wir. Irinas Mama und ich fahren gestärkt zurück von dem Seminar. Wir hatten wirklich eine schöne Zeit und es tat uns gut.
Noch ein paar Side-Facts:
Ich arbeite als Ermittler nach wie vor 50% Teilzeit/Elternzeit überwiegend im Home-Office. Eine langfristige Lösung ist abhängig von meiner Belastbarkeit, gekoppelt an Vereinbarkeit mit Betreuung von Naomi. Aktuell gibt es keine Kita-Plätze (frühestens Herbst) oder sinnvolle Tagespflege Modelle. Zu guter Letzt muss das Kindeswohl von Naomi gegeben sein und das ist es im Moment nur, wenn ich überwiegend bei ihr bin. Das sieht mein Arbeitgeber Gott sei Dank genau so und wir wägen nach bestem Wissen und Gewissen immer wieder ab, wie sich die Umstände und Arbeitszeit vereinbaren lassen.
Mittlerweile hat sich die Versorgung auf einmal die Woche bekocht werden eingependelt, inklusive Abnahme meiner Bügelwäsche. Einmal die Woche „Krabbelgruppe“ und eine feste Familie die mich längerfristig mit Naomi unterstützen wird. Die Gemeinde unterstützt mich hier nach wie vor an allen Ecken und Enden. Meine lieben Geschwister, echte Geschenke, Danke!
01.02.2023
Der Monat Januar schloss gestern mit einem Besuch der SAPV und verdeutlichte nochmal den Fokus auf das Thema Aufarbeitung. Wie sagte der Arzt gestern so schön: „Es ist noch keine Zeit vergangen…“
Viele Dinge durfte ich gestern mit dem Kern-Team, das uns überwiegend betreut hatte, nochmal besprechen. Nach wie vor bin ich äußerst dankbar darüber, wie die SAPV insgesamt agiert (hat), was sich u.a. auch durch dieses Nachsorge-Gespräch auszeichnete. Man wird nicht hängen gelassen, könnte man salopp zusammenfassend sagen. Es war schön die bekannten Gesichter wiederzusehen und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Immerhin haben wir mit knapp 3 Monaten eine intensive Zeit gemeinsam durchlebt – das prägt.
Zum Gespräch:
Ich bin ja als Polizist ein s.g. Berufs-Zeuge und wenn ich als Christ, das Wirken Gottes in meinem Leben beschreibe, nennt man das ebenfalls Zeugnis geben. Diesmal waren allerdings die Menschen der SAPV Zeugen des Wirken Gottes, was sich in ihrem Feedback deutlich widerspiegelte. Das wichtigste hierbei zu verstehen ist: Jesus braucht kein Zeugnis – Er ist das Zeugnis. Aber lest selbst was der Arzt/das Team bezeugte (ich habe es auf das wichtigste und sinngemäß runtergebrochen):
Die schlimmsten/schwierigsten Fälle sind für die SAPV Glioblastom Patienten. Also Menschen, die wie Irina, einen Gehirntumor des schlechtesten Grades (Grad 4) haben. Die Verläufe sind so unberechenbar und man kann einfach viele Dinge, auch aus medizinischer Sicht, nur sehr schwer erkennen. Die Ungewissheit erschwert alles, und alle, nicht nur die Patienten selbst, leiden darunter extrem. Nicht so bei Irina. Sie hat es dem Team „so leicht“ wie nie gemacht. Das Team ist davon überzeugt, dass wir das alles nur durch den Glauben geschafft haben.
Grundsätzlich betreut die SAPV Menschen auf ungewisse Zeit, jedoch pendelt sich der Schnitt auf 14 Tage ein. Bei uns waren sie über 80 Tage – was auch wieder insgesamt v.a. für Glioblastom-Patienten eine ungewöhnlich lange Zeit ist. Hierbei hatten sie nicht ein einziges Opiat, Morphin oder sonstiges schweres ärztliches Betäubungsmittel gebraucht. Aus medizinischer Sicht eigentlich unmöglich, aber in aller Augen, eine der „schönsten“ Möglichkeiten zu sterben.
Irina hatte kaum Schmerzen und keinen Todeskampf – sie konnte einfach gehen.
Und zuletzt bezeugte mir der Arzt noch etwas ganz besonders wunderbares. Normalerweise bekommen die Team-Mitarbeiter irgendwann selbst Schwierigkeiten, sei es seelisch oder psychisch, auf Grund der Schwere der Gesamtumstände (z.B.: Länge der Betreuung, die Erkrankung an sich und die Auswirkungen, die Angehörigen-Situation, etc.). Es ist relativ normal, dass ab einer gewissen Zeit der Druck so hoch ist, dass ein Mitarbeiter dann rausgenommen und ersetzt werden muss. Zudem bemerken die Mitarbeiter oft schon beim Betreten der Wohnung eines Patienten, dass sofort eine ganz schwere Stimmung spürbar wird. Nicht so bei uns. Niemand musste ausgewechselt werden und jeder konnte bis zum Ende weiter machen. Auch hatte keiner, zu irgend einem Zeitpunkt dieses erdrückende Schwere-Gefühl beim Betreten unserer Wohnung. So etwas haben sie in ihrem Team noch nie erlebt. Nun war es an der Zeit das ich etwas Zeugnis gab und ich fragte sie: Was glauben sie was das war? Wir einigten uns darauf, dass es nichts von dieser Welt war und unseren Verstand übersteigt. Aber ich erklärte ihnen folgendes: „Wir haben jeden Tag für sie und das Team gebetet – und zwar genau das.“
Die Antwort darauf: „Dann hatten wahrscheinlich sowohl sie, als auch wir, die Kraft für all das, nur von oben“.
Jesus braucht kein Zeugnis – Er ist das Zeugnis.
Die SAPV wurde Zeuge davon wie ein Kind Gottes nachhause gegangen ist. Etwas was ich als „schön“ beschrieb, da ich meine Frau bis an die Himmelspforte begleiten durfte. Auch wenn der Arzt dem Begriff „schön“ noch nicht zustimmen konnte, was ich absolut nachvollziehen kann, bestätigte er mir eins zum Abschluss: Eine Patientin wie Irina werden sie niemals vergessen. Ich denke das geht noch mehr Menschen so.
Gottes Segen ihr Lieben